"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA Beilage, 27.9.2007


Man traf sich am Brunnen
Wasserversorgung in der Altstadt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Altstadtbewohner versorgten sich mit Wasser zunächst aus offenen Gewässern sowie aus öffentlichen und privaten Brunnen.

Im Jahr 1630 gab es in der heutigen Altstadt fünfzehn öffentliche Zieh- und Pumpbrunnen. Die reich verzierten und farbig bemalten Brunnen waren bis in das 19. Jahrhundert wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in de Stadt. "Man traf sich abends zum Wasserholen, umd zu manchen Festen wurden die Brunnen reich geschmückt", setzt Dipl-Ing. Christian Presche die Reihe zur Altstadt fort. Heute geht es im ersten von zwei Teilen um die Anfänge der Wasserversorgung.

Wasser floss durch Holzrinne

Spätestens mit der Anlage der Freiheit ab dem Jahr 1330 erhielt Kassel außerdem eine Wasserversorgung, die jedes Haus erreichte. "Das war damals eine Seltenheit", erklärt Christian Presche. Um diese Wasserversorgung zu gewährleisten, zweigte man in Wahlershausen einen 4,5 Kilometer langen Graben von der Drusel ab. An der heutigen Wilhelmsstraße gabelte er sich, und an Druselturm und Zwehrener Turm floss das Wasser jeweils durch eine hölzerne Rinne über den Stadtgraben in die Altstadt. Von diesen beiden höchsten Punkten des Stadtgebietes aus floss das Wasser in Rinnen durch alle Straßen zur Fulda hin. Die Rinnen wurden als Druseln bezeichnet - ein Begriff, der sich in Nordhessen für Straßengossen allgemein durchsetzte.

Das Druselwasser sammelte man außerdem in zwei Teichen, die im 16. Jahrhundert als große Becken neu gemauert wurden. "Der Hauptteich vor dem Druselturm diente unter anderem als Fischteich", sagt Christian Presche, "und man erzählte, dass aus ihm die kleinen Kinder kämen."

Ein zweites Becken an der Martinskirche wurde als Pferdetränke und, laut Feuerordnung von 1558, als Feuerlöschteich genutzt. Wenn der Türmer auf der Martinskirche Feueralarm gab, wurden die Druseln in den Straßen mit Mist und Stroh so abgedämmt, dass das Druselwasser aus den beiden Teichen gezielt zur Brandstelle geleitet werden konnte. Damals flossen etwa 2300 Kubikmeter Wasser pro Tag in die Altstadt. Brauhäuser, Badestuben, Leineweber, das Elisabeth-Hospital sowie einige Privatbürger hatten eigene Zuleitungen zum Haus und zahlten dafür das Druselgeld. Die Aufsicht über das Wassersystem hatte der Brunnen- oder Druselmeister und der Brunnenknecht.

Im nächsten Teil zur Wasserversorgung wird der Weg bis zur modernen Kanalisation beschrieben. (kre)