Die
Altstadtbewohner versorgten sich mit Wasser zunächst aus offenen Gewässern sowie
aus öffentlichen und privaten Brunnen.
Im
Jahr 1630 gab es in der heutigen Altstadt fünfzehn öffentliche
Zieh- und Pumpbrunnen. Die reich verzierten und farbig bemalten
Brunnen waren bis in das 19. Jahrhundert wichtiger Bestandteil
des gesellschaftlichen Lebens in de Stadt. "Man traf sich abends
zum Wasserholen, umd zu manchen Festen wurden die Brunnen reich
geschmückt", setzt Dipl-Ing. Christian Presche die Reihe zur
Altstadt fort. Heute geht es im ersten von zwei Teilen um die
Anfänge der Wasserversorgung.
Wasser
floss durch Holzrinne
Spätestens
mit der Anlage der Freiheit ab dem Jahr 1330 erhielt Kassel außerdem
eine Wasserversorgung, die jedes Haus erreichte. "Das war damals
eine Seltenheit", erklärt Christian Presche. Um diese Wasserversorgung
zu gewährleisten, zweigte man in Wahlershausen einen 4,5 Kilometer
langen Graben von der Drusel ab. An der heutigen Wilhelmsstraße
gabelte er sich, und an Druselturm und Zwehrener Turm floss das
Wasser jeweils durch eine hölzerne Rinne über den Stadtgraben
in die Altstadt. Von diesen beiden höchsten Punkten des Stadtgebietes
aus floss das Wasser in Rinnen durch alle Straßen zur Fulda hin.
Die Rinnen wurden als Druseln bezeichnet - ein Begriff, der sich
in Nordhessen für Straßengossen allgemein durchsetzte.
Das
Druselwasser sammelte man außerdem in zwei Teichen, die im 16.
Jahrhundert als große Becken neu gemauert wurden. "Der Hauptteich
vor dem Druselturm diente unter anderem als Fischteich", sagt
Christian Presche, "und man erzählte, dass aus ihm die kleinen
Kinder kämen."
Ein
zweites Becken an der Martinskirche wurde als Pferdetränke und,
laut Feuerordnung von 1558, als Feuerlöschteich genutzt. Wenn
der Türmer auf der Martinskirche Feueralarm gab, wurden die Druseln
in den Straßen mit Mist und Stroh so abgedämmt, dass das Druselwasser
aus den beiden Teichen gezielt zur Brandstelle geleitet werden
konnte. Damals flossen etwa 2300 Kubikmeter Wasser pro Tag in
die Altstadt. Brauhäuser, Badestuben, Leineweber, das Elisabeth-Hospital
sowie einige Privatbürger hatten eigene Zuleitungen zum Haus
und zahlten dafür das Druselgeld. Die Aufsicht über das Wassersystem
hatte der Brunnen- oder Druselmeister und der Brunnenknecht.
Im
nächsten Teil zur Wasserversorgung wird der Weg bis zur modernen
Kanalisation beschrieben. (kre)
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