Die
Kostentreiber in der kleinräumigen deutschen Wasserversorgung
weichen regional derart stark voneinander ab, dass sich Trinkwasserpreise
per se schlicht nicht vergleichen lassen. Zu diesem Ergebnis
kommt ein vom VKU (Verband Kommunaler Unternehmen) in Auftrag
gegebenes Gutachten des Instituts für Infrastruktur
und Ressourcenmanagement der Universität Leipzig.
"Die
Preise kommen völlig unterschiedlich zustande", erklärte
Prof. Dr. Ing. Robert Holländer bei der Präsentation
der Studie in Berlin. Trotz offensichtlicher regionaler Kostenunterschiede
beschränkten sich die meisten "seriös erscheinenden
Studien auf eine bloße Gegenüberstellung von Kubikmeterpreisen".
Die übrigen Einflüsse würden häufig lediglich
als Randbedingungen angeführt und in der vergleichenden
Analyse nur selten explizit berücksichtigt.
Etwa
200 Studien zu Trinkwasserpreisen hat das Leipziger Institut
näher beleuchtet. Dazu wurden neben der Literatur- und
Datenauswertung die jeweils geltenden gesetzlichen Bestimmungen
analysiert und bei Landesministerien ergänzende Informationen
abgefragt.
Wie
die Untersuchung zeigt, haben vor allem die naturräumlichen
Gegebenheiten sowie die Siedlungsdemografie und Abnehmerstruktur
erheblichen Einfluss auf die Kosten. Wichtige Faktoren sind
zudem die Investitionstätigkeit und die Ansatzmodalitäten
für Kapitalausgaben. "Regionalspezifisch und im Einzelfall" können
allerdings auch andere Einflüsse wie etwa Ausgleichszahlungen
an die Landwirtschaft starkes Gewicht haben. Reine Preisvergleiche
seien deshalb irreführend.
"Wasser
ist nicht gleich Wasser", so Holländer. Unterschiede
in der Verfügbarkeit oder Qualität der lokalen Vorkommen
könnten Mehrkosten von bis zu 25 Cent/cbm nach sich ziehen,
etwa, weil mehrstufige Aufbereitungsverfahren oder längere
Transportwege nötig werden. Mehrbelastungen in derselben
Größenordnung errechnet das Leipziger Gutachten
für Versorgungsgebiete mit starken Höhenunterschieden.
Die
Liste der nicht beeinflussbaren Faktoren ist lang: So haben
dünn verdichtete Gemeinden 35 % höhere Trinkwasserkosten
je Einwohner als Orte mit doppelter Siedlungsdichte. Ein Bevölkerungsrückgang
um 1 % führt zu Kostensteigerungen in mindestens derselben
Höhe. Von Land zu Land und von Gemeinde zu Gemeinde verschiedene
Rahmenbedingungen erschweren den Vergleich zusätzlich:
nur zehn von 16 Bundesländern erheben ein Wasserentnahmeentgelt,
dessen Anteil am Endpreis zwischen 0,7 und 14,4 % schwankt.
Konzessionsabgaben werden bisweilen gar nicht erhoben, können
mancherorts jedoch bis zu 18 % der Erlöse ausmachen.
Allein
auf den Endpreis beschränkte Vergleiche "sagen weder
etwas über die Angemessenheit der Preise noch über
die Leistungsfähigkeit und Effizienz der Wasserversorgungsunternehmen
aus", so Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer
des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). der das Gutachten
in Reaktion auf "Abzocke"-Vorwürfe vergangenes
Jahr in Auftrag gegeben hatte.
"Eine
differenziertere Btrachtung" forderte auch der Technische
Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke Leipzig,
Dr. Andreas Schirmer, Vizepräsident des VKU. Der zuletzt
häufiger vernehmbare "unberechtigte Vorwurf überhöhter
Preise" ziele vor allem darauf ab, die kommunal geprägte
Wasserwirtschaft in Frage zu stellen und "reine Markt-
und Wettbewerbsmechanismen per se als überlegen darzustellen".
Wasser sei aber kein beliebiges Handelsgut, sondern das "wichtigste
Lebensmittel". Kommunale Strukturen seien da sehr wohl
im Interesse des Verbrauchers. Die Preisbildung unterliege "engen
gesetzlichen Regelungen" und werde von den Gemeinderäten,
Kommunalaufsichts- und Kartellbehörden kontrolliert. "Das
ist ein äußerst transparenter Prozess."
hf