FREIBURG.
Die Unternehmen der Energiewirtschaft haben unterschiedlich
auf den Vorstoß Sigmar Gabriels nach einem Sozialtarif
für Stromkunden reagiert. Der Umweltminister hatte vor dem
Wochenende gefordert, alle Energieversorger sollten dauerhaft
einen solchen reduzierten Tarif anbieten.
Gabriel
bezog sich dabei explizit auf die Regionalgesellschaften von
Eon, die inzwischen allesamt einen entsprechenden "Sozialrabatt" offerieren.
Eon Bayern war im April 2006 die erste der sieben Eon-Vertriebsgesellschaften,
die vergünstigten Strom für Arme anbot, die anderen folgten
nun in den vergangenen Monaten. Voraussetzung für den Rabatt
ist eine Befreiung von der Rundfunkgebühr.
Beispiel
Eon edis: Der Versorger mit Schwerpunkt Ostdeutschland beziffert
den Preisvorteil auf etwa 74,58 Euro pro Jahr. Der Sozialrabatt
ist
auf zwölf Monate befristet und soll für maximal 5.000 Kunden
zur Verfügung stehen. Alle sieben Eon-Gesellschaften zusammen
genommen haben die Zahl ihrer Rabattverträge auf 32.000 gedeckelt
- bei insgesamt 7,7 Millionen Kunden. Auch der Essener Stromkonzern
RWE hat unterdessen erklärt, man nehme "den Vorstoß des
Umweltministers sehr ernst" und denke über einen entsprechenden
Tarif nach. Die EnBW und Vattenfall hingegen lehnen einen Sozialtarif
grundsätzlich ab.
Außerhalb der Stromwirtschaft waren die Reaktionen auf Gabriels
Vorstoß gespalten. Von reinem "Wahlkampfgeklingel" sprach
zum Beispiel Bärbel Höhn von den Grünen. Und das Bundeskartellamt
erklärte nüchtern, für soziale Transfers sei der Staat
zuständig und nicht die Stromwirtschaft. Zuspruch für
seinen Vorschlag bekam Gabriel vom Deutschen Mieterbund.
Nach
Zahlen des Bundes der Energieverbraucher schalten die Gas- und
Stromversorger in Deutschland jährlich in über 800.000
Fällen die Energieversorgung ab. Vattenfall spricht alleine
für Berlin von rund 20.000 Stromabschaltungen jährlich.
Welche Gründe dafür jeweils ausschlaggebend sind,
geht aus den Statistiken nicht hervor.
Der
Bund der Energieverbraucher propagiert unterdessen einen Sozialtarif,
nach dem "eine bestimmte Strom- oder Gasmenge, zum Beispiel
1.000 Kilowattstunden", jährlich für jeden Anschluss
kostenlos abgegeben werden soll. Sei diese Menge aufgebraucht, dann
werde im Gegenzug jede zusätzliche Kilowattstunde geringfügig
teurer angeboten als im bisherigen Preissystem. Durchsetzbar ist
ein solcher Vorschlag jedoch allein schon deswegen nicht, weil die
Stromanbieter im liberalisierten Markt ihre Tarifstruktur selbst
gestalten können.
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