Der
Energieversorger Vattenfall denkt über einen günstigen
Sozialtarif für Hartz-IV-Empfänger nach. Der Konzern
ist mit 24,9 Prozent an den Stadtwerken Kassel beteiligt. Wir
fragten Andreas Helbig, Vorstandsvorsitzender der Werke:
Wird es in Kassel einen Sozialtarif geben?
HELBIG:
Nein.
Die Städtischen Werke Kassel führen keinen
so genannten Sozialtarif ein. Wir halten ein solches Vorgehen für
eine fadenscheinige PR-Aktion. Das ist langfristig keine Hilfe
für die Betroffenen. Es nutzt die Lage von sozial Schwachgestellten
aus, um das Unternehmen, das so einen Tarif gewährt, in besseres
Licht zu rücken. Diese Unternehmen sind als Branchengrößen
für die hohen Strompreise verantwortlich. Würde es denen
um die Kunden gehen, würden sie die Preise generell senken.
Gibt
es weitere Gründe
gegen einen Sozialtarif in Kassel?
HELBIG: Der
Gesetzgeber möchte, dass Menschen, die auf staatliche
Hilfeleistungen angewiesen sind, wieder eigenständig und selbstverantwortlich
leben. Deshalb zahl nicht mehr "das Amt" die Energiekossten,
sondern der Betroffene. Dafür erhält er eine Pauschale, über
die er selbst verfügen kann. Der Energieversorger kann und
sollte sich hier nicht einmischen.
Wie
würde sich ein Sozialtarif für normale Kunden und
die Städtischen Werke auswirken?
HELBIG: In
Kassel wären die Folgen erheblich. Klar ist bei
der Sozialstruktur in unserer Stadt, dass sich der Prozentsatz
der Sozialtarif-Empfänger auf jeden Fall in einem zweistelligen
Bereich bewegen würde. Da käme eine erhebliche Summe
zusammen. Und das wäre dann nicht weniger Gewinn, sondern
ein Verlust für uns. Schließlich kaufen wir rund 50
Prozent des in Kassel verbrauchten Stroms teuer zu. Letztlich müssten
wird das auf alle unsere anderen Kunden umlegen. (gör)
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