"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 25.1.2008


Sozialtarif hilft nicht

Drei Fragen an Andreas Helbig, Vorstandsvorsitzender der Städtischen Werke

 

 

 

 

 

 

 

Der Energieversorger Vattenfall denkt über einen günstigen Sozialtarif für Hartz-IV-Empfänger nach. Der Konzern ist mit 24,9 Prozent an den Stadtwerken Kassel beteiligt. Wir fragten Andreas Helbig, Vorstandsvorsitzender der Werke:

Wird es in Kassel einen Sozialtarif geben?

HELBIG: Nein. Die Städtischen Werke Kassel führen keinen so genannten Sozialtarif ein. Wir halten ein solches Vorgehen für eine fadenscheinige PR-Aktion. Das ist langfristig keine Hilfe für die Betroffenen. Es nutzt die Lage von sozial Schwachgestellten aus, um das Unternehmen, das so einen Tarif gewährt, in besseres Licht zu rücken. Diese Unternehmen sind als Branchengrößen für die hohen Strompreise verantwortlich. Würde es denen um die Kunden gehen, würden sie die Preise generell senken.

Gibt es weitere Gründe gegen einen Sozialtarif in Kassel?

HELBIG: Der Gesetzgeber möchte, dass Menschen, die auf staatliche Hilfeleistungen angewiesen sind, wieder eigenständig und selbstverantwortlich leben. Deshalb zahl nicht mehr "das Amt" die Energiekossten, sondern der Betroffene. Dafür erhält er eine Pauschale, über die er selbst verfügen kann. Der Energieversorger kann und sollte sich hier nicht einmischen.

Wie würde sich ein Sozialtarif für normale Kunden und die Städtischen Werke auswirken?

HELBIG: In Kassel wären die Folgen erheblich. Klar ist bei der Sozialstruktur in unserer Stadt, dass sich der Prozentsatz der Sozialtarif-Empfänger auf jeden Fall in einem zweistelligen Bereich bewegen würde. Da käme eine erhebliche Summe zusammen. Und das wäre dann nicht weniger Gewinn, sondern ein Verlust für uns. Schließlich kaufen wir rund 50 Prozent des in Kassel verbrauchten Stroms teuer zu. Letztlich müssten wird das auf alle unsere anderen Kunden umlegen. (gör)