"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 20.5.2008


"Mehr Gebühren unbegründet"

Bernd Häfner, Freie Wähler, klagt dagegen, mehr Geld für Abwasser zu zahlen

Von Christina Hein

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Eine Erhöhung der Abwassergebühren um 7,05 Prozent will Bernd W. Häfner, Stadtverordneter im Kasseler Parlament für die Freien Wähler, nicht akzeptieren. Als Bürger der Stadt Kassel hat er nicht nur Widerspruch gegen die Gebührenerhöhung eingelegt, sondern klagt jetzt auch dagegen.

Mehr Gebühren für Abwasser zu verlangen, ist nach Häfners Ansicht rechnerisch unbegründet: "Bei Monopolisten muss man genau auf die Gebührengestaltung achten, insbesondere dann, wenn dieser Monopolist ein städtisches Unternehmen ist, das keine Preise, sondern Gebühren von den Bürgern einfordert, die bekanntlich nur Kosten decken sollen."

Häfners Anwalt Thomas Morneweg erklärt: "Die Gebührenerhöhung ist betriebswirtschaftlich nicht gerechtfertigt. Es ist eine politische Entscheidung." Die finanzielle Lage des Kasseler Entwässerungsbetriebs (KEB), eines Eigenbetriebs der Stadt, sei ausgesprochen gut.

Das belegten folgende Tatsachen: Über 160 Millionen Euro Kredite wurden mit jetzigen Gebühren in den letzten Jahren, seit Bestehen des KEB, zurückgezahlt. Häfner: "Diese Rückzahlungen sind jetzt abgeschlossen und fallen samt Zinsen nicht mehr an." Rund 58 Millionen Euro befinden sich in den Rücklagen. "Die Bilanz weist einen erheblichen Millionengewinn aus. Auch für 2007 werden Gewinne erwartet."

Die Notwendigkeit einer Gebührenerhöhung werde dagegen mit einem Wirtschaftsplan begründet, wonach mit einem Verlust der letzten Jahre in Höhe von 13 Millionen Euro gerechnet wird. Morneweg: "Das sind fiktive Kosten. Der Wirtschaftsplan spiegelt nicht die tatsächliche Finanzlage des Unternehmens wider." Die Gewinne seien auf die nächsten fünf Jahre berechnet ausreichend.

Allein 780 000 Euro Eigenkapitalverzinsung zahlt der KEB im Jahr an die Stadt. Außerdem erhalte die Stadt 705 000 Euro dafür, dass sie für den KEB die Gebühren einzieht, quasi als Kontoführungsgebühren. Der KEB - ein lukrativer Leckerbissen für die Stadt, so Häfner: Stadtbaurat Norbert Witte und Kämmerer Dr. Jürgen Barthel, Vorsitzender und Stellvertreter des KEB-Beirats, "führen den Laden, wie sie es brauchen".

"Je mehr Leute Widerspruch einlegen, desto eindrucksvoller", so Morneweg. Allerdings habe ein Widerspruch keine aufschiebende Wirkung. Die Gebühren müssten zunächst gezahlt werden. Eine Alternative zur städtischen Verwaltung der Abwassergebühren hat Häfner ebenfalls: "Frischwasserversorgung und Abwasserentsorgung sollten in einer Hand sein." Das heißt, in der Hand der Städtischen Werke. Um so mehr, als Werke-Chef Andreas Helbig zugesichert habe, die Gebühren des KEB blieben in den nächsten fünf Jahren stabil.