"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 25.11.2008


Streit um Wassermillionen

Städtische Werke wollen Preis nicht senken
Ministerium macht weiter Druck

von Thomas Siemon

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Es geht um Geld, um richtig viel Geld. "Wir wollen, dass die Städtischen Werke ihren Wasserpreis deutlich senken, es bringt nichts, auf Zeit zu spielen", sagt Christoph Zörb, der Sprecher des Hessischen Wirtschaftsministeriums.

Das fühlt sich durch die Entscheidung des Oberlandesgerichts Frankfurt gegen den Wetzlarer Wasserversorger enwag in seiner Vorgehensweise bestätigt. Der soll seine Preise um 30 Prozent senken, von heute 2,52 Euro pro Kubikmeter auf 1,66 Euro.

Bei den Städtischen Werken geht die Forderung noch weiter. Hier sollen die Preise sogar um 37 Prozent runter. Und zwar für alle Haushalte in Kassel und Vellmar. Die Zahlen zurzeit 2,14 Euro für den Kubikmeter. Würde die Preissenkung wie gefordert umgesetzt, wären es noch 1,36 Euro.

"Den Bürgern ist nicht damit geholfen, wenn uns das Land zwingt, defizitär zu wirtschaften", sagt Andreas Helbig, der Vorstandsvorsitzende der Städtischen Werke. Nach deren Berechnungen würden sie mit dem geforderten Preis einen jährlichen Verlust von acht Millionen Euro einfahren. Und nicht nur das. Das Ministerium mit Alois Rhiel (CDU) an der Spitze fordert eine Rückzahlung an die Kunden ab dem Jahr 2006 in Höhe von 127 Euro pro Kopf. Wenn man das hochrechnet, kommen bis zum Frühjahr 2009 stolze 30 Millionen Euro zusammen. Aus der Sicht des Ministeriums ist es deshalb höchste Zeit, dass sich die Städtischen Werke verhandlungsbereit zeigen. "Das wäre vor Weihnachten das richtige Signal an die Kunden", so Zörb.

Doch von vorweihnachtlicher Stimmung kann keine Rede sein. Die Fronten haben sich eher noch weiter verhärtet. Von Rückzahlungen wollen die Städtischen Werke jedenfalls nichts wissen. Diese Verfügung des Ministeriums sei laut Oberlandesgericht nicht zulässig. "Das ist ein Etappensieg für uns", so Helbig. Er zeigt sich fest entschlossen, gegen die geforderte Preissenkung vorzugehen. Wenn nötig, bis zum Bundesgerichtshof. Auf 100 Seiten haben die Werke nach eigenen Angaben gegenüber dem Ministerium aufgeschlüsselt, wie der Wasserpreis in Kassel zu Stande kommt. Von den großen Höhenunterschieden bis zum schwierigen Untergrund mit Trümmerschutt als Folge der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg reicht die Auflistung. Ein Beleg für die Besonderheiten seien die Ergebnisse europaweiter Ausschreibungen für den Bau neuer Wasserrohre. Da müsse man bis zu 90 Prozent mehr bezahlen als andere.

Großen Eindruck in Wiesbaden macht das nicht. Wenn der Kasseler Versorger nicht in der Lage sei, den Preis deutlich zu senken, spreche das nur für eine Öffnung des Marktes. Im Klartext: Die Wasserversorgung soll privatisiert werden.