Eindeutiger
können Willensbekundungen nicht ausfallen. Mehr als drei
Viertel der Bürger lehnen eine Wasserversorgung durch Private
ab, lediglich 13 % würden das positiv sehen. Dass diese
im Frühjahr vorgelegten Ergebnisse der dimap-Befragung von
Stadtwerke-Kunden nicht allen gefallen würden, war absehbar.
Dass deshalb versucht wurde, die vom Bürger aus guten Gründen
beim Lebensmittel Nummer eins gewünschte Daseinsvorsorge
durch öffentliche Unternehmen madig zu machen, überrascht
also nicht – ärgerlich bleibt ein Zerr-Bild vom Wasser
immer.
Es ist kein Zeichen „altmodischer Übellaunigkeit“,
wenn man das Vier-Buchstaben-Blatt weiter nur mit Abscheu betrachtet.
Darüber bestand einmal Konsens. Dass das heute anders ist,
dass selbst höchste kirchliche Würdenträger meinen,
Bild die Türen öffnen zu müssen, sagt viel über
den Zustand der Gesellschaft. Das sei übertrieben, Millionen
Leser könnten nicht irren? Doch. Das dazu Nötige hat
Gerhard Henschel in seinem das Grundgesetz – „die Würde
des Menschen ist unantastbar“ – zum Maßstab nehmenden „Gossenreport“ nach
der Pein täglicher Lektüre der „Sexualklatschkloake“ jüngst
nochmals mit polemischer Wucht zusammengefasst.
Gegen Ende August hatte
die Wasserversorgung das Pech, von Bild misshandelt zu werden. „Bescheuert! Wasserverbrauch runter,
Preise trotzdem rauf!“ motzte das Blatt mit den großen
Buchstaben. Und klärte auch gleich in Bild-Manier auf: Die
Bürger müssten deshalb immer mehr bezahlen, weil Wettbewerb
fehle und die unverschämten Wasserversorger bei rückläufigem
Absatz einfach die Preise raufsetzten. So weit, so Bild.
Auch wer Verschwörungstheorien gemeinhin für eher absurd
hält, wird kaum noch an Zufall glauben wollen. BDE, ick hör
dir trapsen. Denn kurz vor Bild hatte der Bundesverband der privaten
Entsorgungswirtschaft dreist behauptet, überall dort, wo kein
transparenter Wettbewerb stattfindet, explodierten die Preise. „Die
Zustände in der heimischen Wasserwirtschaft sind Beleg für
die Richtigkeit und Aktualität dieses Lehrsatzes.“
Die Mär vom fehlenden Wettbewerb ist eine alte Klamotte,
schiefe Wasserpreisvergleiche haben eine ungute Tradition. Öffentlichkeitsarbeiter
müssen da immer wieder gegenhalten – mit Erfolg, wie
alle Imageumfragen und auch die hohe Akzeptanz öffentlicher
Wasserversorgung in der Politik zeigen.
Es ist sauber belegt
und kann nicht oft genug gesagt werden: Das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Das erstklassige deutsche
Trinkwasser besteht jeden internationalen Vergleich. Der Liter
Trinkwasser, frisch gezapft, kostet durchschnittlich weniger als
0,2 Cent, und auch wenn da noch das Doppelte fürs Abwasser
hinzu kommt – wo gibt es sonst so viel Lebensqualität
für so wenig Geld?
Rational gehandelt,
müsste angesichts der Qualität öffentlicher
Wasserversorgung Tafelwasser eigentlich unverkäuflich und
Mineralwasserproduktion kein boomendes Geschäft sein. Mit
ihrem sog. Branchenbild hat die deutsche Wasserwirtschaft in diesem
Jahr zum zweiten Mal umfassend über ihre Leistungsfähigkeit
bei Wasserver- und Abwasserentsorgung informiert: Das deutsche
Modell öffentlicher Versorgung, dass Einschaltung Privater
nicht ausschließt, kann für Europa beispielhaft sein.
Zur nachhaltigen Wasserwirtschaft gibt es keine Alternative und
deren Motor sind kommunale Unternehmen. Sie müssen ihre Leistungen
offen und transparent kommunizieren. Dann hat das Zerr-Bild weiter
keine Chance.
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