"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 11.4.2009


SPD-Chef will Rückkauf

Fragen und Antworten zum Ausstieg von
Vattenfall bei den Städtischen Werken

Von Claas Michaelis

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Kaum jemand bezweifelt noch, dass sich der schwedische Energiekonzern Vattenfall von seiner 24,9-Prozent-Beteiligung an den Städtischen Werken Kassel trennen will. Nach Informationen des Handelsblatts stehen die Anteile bereits auf einer internen Verkaufsliste.

Warum will Vattenfall seine Anteile an den Städtischen Werken loswerden?

Vattenfall braucht Geld. Der Konzern will groß in den Niederlanden einkaufen und in mehreren Schritten den Energieversorger Nuon übernehmen. Das Gesamtvolumen dafür soll bei etwa zehn Milliarden Euro liegen. Außerdem fehlt Vattenfall die Perspektive in Kassel. Im Jahr 2007 hat die Stadtverordnetenversammlung beschlossen, keine weiteren Anteile zu verkaufen.

Werfen die Werke nicht mehr genug Gewinn ab?

Die Erlöse der Städtischen Werke waren für Vattenfall nie groß. Im Jahr 2007 haben die Werke einen Gewinn von etwa 14,3 Millionen Euro gemacht. Vattenfall hat davon etwa 3,5 Millionen Euro bekommen. Für das Jahr 2008 sei mit einem ähnlichen Gewinn zu rechnen. Mit 97 000 Haushalten in Kassel haben die Werke einen soliden Kundenstamm. Zu günstigeren Mitbewerbern seien zwei bis drei Prozent der Kunden gewechselt, sagen die Werke. Diese Verluste sind aber wohl ausgeglichen. Seitdem die Städtischen Werke ihre Leistungen auch außerhalb Kassels anbieten, hätten sie etwa 12 000 Kunden dazugewonnen.

Hat Vattenfall der Stadt Kassel die Anteile schon zum Rückkauf angeboten?

Noch sei der Verkauf nicht entschieden, sagt Vattenfall. Deswegen seien auch keine Gespräche geführt worden. Über einen Rückkauf müsste die Stadtverordnetenversammlung entscheiden. Nach Grünen und Linken hat nun Dr. Bernd Hoppe, Parteichef der Kasseler SPD, gefordert, die Chance zu nutzen und auf Vattenfall zuzugehen, damit die Anteile zurück in den Besitz der Stadt kommen.

Könnte es sich die Stadt Kassel finanziell leisten, ihre Beteiligung auf 100 Prozent aufzustocken?

Das wird ein Rechenspiel. Noch hat Vattenfall keinen Preis genannt. Im Gespräch ist eine Summe von 60 Millionen Euro, die die Stadt nicht ohne Kraftanstrengung lockermachen könnte. Es gibt aber Stimmen, die meinen, dass die Summe über die zusätzlichen Gewinnanteile finanzierbar wäre. Die Grünen haben vorgeschlagen, Gemeinden aus dem Landkreis mit einzubinden. Gegen einen Rückkauf spricht sich die FDP aus. Um auf dem europaweiten Energiemarkt zu bestehen, bräuchten die Städtischen Werke einen strategischen Partner. Nun räche sich, dass die Stadt es 2006/2007 nicht geschafft habe, ein strukturiertes Bieterverfahren einzuleiten, an dessen Ende auch der Verkauf weiterer Anteile gestanden hätte, meint die FDP.

Würden die Kommunen im Landkreis bei einem Rückkauf mit einsteigen?

Bereits 2007 gab es solche Gedankenspiele. Die Verträge zahlreicher Kommunen über die Nutzung ihrer Netze mit E.on Mitte laufen in den kommenden Jahren aus. Angesichts der sich bietenden Gelegenheit macht sich die Kreistagsfraktion der Grünen nun dafür stark, die Energieversorgung in Stadt und Kreis unter einem gemeinsamen Dach neu zu ordnen.