Kassel. Überleben
können die Städtischen Werke nur, wenn es dem Unternehmen
gelingt zu wachsen. Das lässt sich aus einem internen
Strategiepapier lesen, das der HNA vorliegt. Im September 2007
hatte die Stadtverordnetenversammlung das Konzept zur langfristigen
Bestandssicherung gefordert.
Öffentlich ist das Konzept noch nicht. Aufsichtsrat
und der Magistrat der Stadt Kassel kennen das Papier seit dem vergangenen
Frühjahr. Derzeit nehmen es externe Wirtschaftsprüfer
unter die Lupe.
Die
Ziele darin sind ambitioniert: Bis 2012 soll der Umsatz von derzeit
334 Millionen Euro um etwa ein Drittel gesteigert werden.
Dazu haben die Städtischen Werke im vergangenen Jahr ein Wachstumsprojekt
gestartet. Bis 2012 sollen daraus 144 Millionen Euro umgesetzt
werden. Somit würde der Umsatz dann zu 40 Prozent aus der
Wachstumsstrategie stammen. Im Umkehrschluss hieße das: Wachsen
die Städtischen Werke nicht, würde sich der Umsatz erheblich
verringern.
"Kassel
und die Region werden unter der Betriebsführung der
Städtischen Werke unabhängig versorgt." Vision für
2020 aus dem Konzept der Werke
Unter
dem Strich würden dann wohl keine schwarzen Zahlen mehr
stehen, sondern Verluste. Der Gewinn ist im vergangenen Jahr auf
16 Millionen Euro gewachsen - davon gehen 4,4 Millionen Euro an
den schwedischen Energieriesen Vattenfall. Eine weitere Steigerung
ist bis 2012 nicht vorgesehen. Die Erlöse sollen sich bei
13 bis 17 Millionen Euro stabilisieren.
Hintergrund für die Pläne ist die Liberalisierung der
Energiemärkte, wodurch die Monopole regionaler Versorger aufgehoben
worden sind. Jeder darf an jeden liefern. Regionale Versorger müssen
Konkurrenten erlauben, ihre Netze zu nutzen - und das zu
niedrigeren Preisen als bisher.
Für
die Städtischen Werke bedeutet das mittelfristig
sinkende Einnahmen. Organisatorisch, technisch und personell
müsse
daher weiter rationalisiert werden, heißt es in dem
Konzept.
Mehr
selbst produzieren
Aber
die Werke wollen auch unabhängiger werden. Statt ihre
Energie teuer von Konzernen wie EnBW, E.on, RWE und Vattenfall
einzukaufen, soll mehr selbst produziert werden. Der
Eigenanteil soll dem Vernehmen nach von bislang 50 auf 75 Prozent
wachsen.
Damit sagen sich die Städtischen Werke auch von
Vattenfall los. Der Energieriese will seine Beteiligung
von 24,9 Prozent verkaufen.
Vielmehr wollen sich die Werke als Versorger für die Region
positionieren. Noch hat E.on Mitte Konzessionsverträge für
die Netze der Umlandgemeinden. "Mit dem Auslaufen der Konzessionsverträge
der Städte und Gemeinden im Umland von Kassel ergibt sich
(...) die Chance einer Neuordnung der Energieversorgung (...)",
heißt es in dem Konzept. Dem Vernehmen nach verhandelt die
Geschäftsführung bereits mit Gemeinden nicht nur über
die jeweiligen Netze. Es geht auch um eine mögliche Beteiligung
der Kommunen an den Städtischen Werken.
Bei
dem Konzept hat die Geschäftsführung das Schlimmste
unterstellt: "Es zeigt sich, dass die Chancen zur dauerhaften
Bestandssicherung mindestens so hoch sind wie die bekannten Risiken." |