"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 8.4.2009


Wer steigt bei Werken ein?

Vattenfall plant offenbar, seine Anteile an
Städtischen Werken Kassel zu verkaufen

 

Von Claas Michaelis

 

 

 

 

 

 

 

Kassel / Berlin. So richtig passen dem schwedischen Energieriesen Vattenfall seine Anteile an den Städtischen Werken Kassel offenbar nicht mehr ins unternehmerische Konzept. Gestern berichtete das Handelsblatt, dass der Konzern darüber nachdenkt, seine 24,9-Prozent-Beteiligung zu verkaufen.

Vattenfall hat Beteiligungen an mehreren kommunalen Energieversorgern, alle stehen auf dem Prüfstand. Das sei Teil eines ständig laufenden Prozesses, sagte Vattenfall-Sprecher Steffen Herrmann auf Anfrage. Mit möglichen Kaufinteressenten für die Beteiligung an den Städtischen Werken habe Vattenfall nicht gesprochen.

Derartige Hinweise lägen auch der Stadt Kassel nicht vor, sagte Pressesprecher Hans-Jürgen Schweinsberg. Es sei aber generell bekannt, dass Vattenfall sich von seiner Beteiligung trennen wolle. Das bestätigte auch Ingo Pijanka, Sprecher der Werke. Die restlichen 75,1 Prozent gehören der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs GmbH (KVV), einem Eigenbetrieb der Stadt. Schweinsberg geht davon aus, dass die Stadt am Verfahren beteiligt wird, wenn Vattenfall tatsächlich verkauft.

Dass die Stadt Kassel die 24,9 Prozent zurückkaufen soll, forderte die Rathaus-Fraktion der Linken. Nun Zurückhaltung zu zeigen, sei das falsche Signal, sagte Axel Selbert (Linke). Die Stadt müsse aktiv auf Vattenfall zugehen. SPD, CDU, Grüne und FDP waren sich einig, zunächst die nächsten Schritte des Energiekonzerns abzuwarten.

André Lippert (FDP) schätzt den Wert der 24,9 Prozent auf etwa 60 Millionen Euro. Angesichts dieser Summe wäre ein Rückkauf keine Lösung: "Dies dürfte insbesondere an der Haushaltslage und den Auflagen des Regierungspräsidiums scheitern", sagte Lippert.

"Ein Rückkauf wäre eine Alternative."
Gernot Rönz (Grüne)

Der stellvertretende Fraktionschef der Grünen Gernot Rönz sieht das anders. Allerdings sei zu prüfen, inwiefern man die umliegenden Kommunen mit einbinden könnte. "Wenn es sich rechnet, kann auch das Regierungspräsidium nicht dagegen sein", meint Rönz.

Dr. Maik Behschad, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Rathaus, zeigte sich "offen für alle Varianten". SPD-Fraktionschef Uwe Frankenberger wollte sich nicht an Spekulationen beteiligen. Er erwartet, dass der Vorstand der Werke "seine Hausaufgaben erledigt".

Damit spielt Frankenberger auf einen Beschluss der Stadtverordneten vom September 2007 an. Demnach sollen die Städtischen Werke ein Konzept erstellen, "das auf eine langfristige Bestandssicherung ausgerichtet ist". Bislang hätten die Stadtverordneten darauf vergeblich gewartet.