Kassel
/ Berlin. So richtig passen dem schwedischen Energieriesen Vattenfall
seine Anteile an den
Städtischen Werken Kassel offenbar nicht mehr ins unternehmerische
Konzept. Gestern berichtete das Handelsblatt, dass der Konzern
darüber nachdenkt, seine 24,9-Prozent-Beteiligung zu verkaufen.
Vattenfall
hat Beteiligungen an mehreren kommunalen Energieversorgern, alle
stehen auf dem Prüfstand. Das sei Teil eines ständig
laufenden Prozesses, sagte Vattenfall-Sprecher Steffen Herrmann auf
Anfrage. Mit möglichen Kaufinteressenten für die Beteiligung
an den Städtischen Werken habe Vattenfall nicht gesprochen.
Derartige
Hinweise lägen auch der Stadt Kassel nicht vor, sagte
Pressesprecher Hans-Jürgen Schweinsberg. Es sei aber generell
bekannt, dass Vattenfall sich von seiner Beteiligung trennen wolle.
Das bestätigte auch Ingo Pijanka, Sprecher der Werke. Die restlichen
75,1 Prozent gehören der Kasseler Verkehrs- und Versorgungs
GmbH (KVV), einem Eigenbetrieb der Stadt. Schweinsberg geht davon
aus, dass die Stadt am Verfahren beteiligt wird, wenn Vattenfall
tatsächlich verkauft.
Dass
die Stadt Kassel die 24,9 Prozent zurückkaufen soll, forderte
die Rathaus-Fraktion der Linken. Nun Zurückhaltung zu zeigen,
sei das falsche Signal, sagte Axel Selbert (Linke). Die Stadt müsse
aktiv auf Vattenfall zugehen. SPD, CDU, Grüne und FDP waren
sich einig, zunächst die nächsten Schritte des Energiekonzerns
abzuwarten.
André Lippert (FDP) schätzt den Wert der 24,9 Prozent
auf etwa 60 Millionen Euro. Angesichts dieser Summe wäre ein
Rückkauf keine Lösung: "Dies dürfte insbesondere
an der Haushaltslage und den Auflagen des Regierungspräsidiums
scheitern", sagte Lippert.
"Ein
Rückkauf wäre eine Alternative."
Gernot Rönz (Grüne)
Der
stellvertretende Fraktionschef der Grünen Gernot Rönz
sieht das anders. Allerdings sei zu prüfen, inwiefern man die
umliegenden Kommunen mit einbinden könnte. "Wenn es sich
rechnet, kann auch das Regierungspräsidium nicht dagegen sein",
meint Rönz.
Dr.
Maik Behschad, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion
im Rathaus, zeigte sich "offen für alle Varianten".
SPD-Fraktionschef Uwe Frankenberger wollte sich nicht an Spekulationen
beteiligen. Er erwartet, dass der Vorstand der Werke "seine
Hausaufgaben erledigt".
Damit
spielt Frankenberger auf einen Beschluss der Stadtverordneten
vom September 2007 an. Demnach sollen
die Städtischen Werke
ein Konzept erstellen, "das auf eine langfristige Bestandssicherung
ausgerichtet ist". Bislang hätten die Stadtverordneten
darauf vergeblich gewartet.
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