Im
Herbst 2008 hat K+S sein 360-Millionen-Euro-Investitionspaket
verkündet,
im Mai 2009 die Gesamtstrategie zur Verminderung von Umweltbelastungen.
Was bringt das der Werra und der Weser?
K+S
hat ja schon vergangenes Jahr zugesagt, seine Kalibergbau-Salzabwässer
bis 2015 von 14 Millionen auf sieben Millionen Kubikmeter jährlich
zu halbieren. Das kostet 360 Mio. Euro, es bringt aber zur Besserung
für Werra und Weser aus ökologischer Sicht zunächst
nichts. Wegsparen muss K+S die sieben Millionen Kubikmeter, die
bisher in tiefe Gesteinsschichten des Plattendolomit abgelassen
werden.
Diese so genannte Versenkung ist - neben der Einleitung in die
Werra - der zweite Hauptentsorgungsweg für Abwässer
aus Kaliwerken und von Kalihalden. Diesen Weg will das Land Hessen
schnellstmöglich
versperren - aus Angst ums Grundwasser. Gesetze zum Grundwasserschutz
sind in Deutschland deutlich strenger als Gesetze zum Schutz
von Oberflächengewässern.
Was
ist in der K+S-Gesamtstrategie vom Mai neu?
Eine "Neue Integrierte Salzabwassersteuerung (NIS)" soll
es möglich machen, bei gleich bleibender oder sogar leicht erhöhter
Salzfracht für die Werra doch die zulässigen Grenzwerte
senken zu können: von 2500 auf 1700 mg/l Chlorid bis 2015, von
90 Grad deutscher Härte auf 65 schon früher. Das Prinzip:
Hat man mehr Zwischenspeicher für Salzabwässer, lassen
sich Phasen mit hoher Wasserführung im Fluss besser
nutzen. Das funktioniert aber nur, wenn auch der Plattendolomit
als riesiger
unterirdischer Zwischenspeicher zum Ein- und Auspumpen genutzt
werden kann. Aber, wie gesagt: Eigentlich will das Land Hessen
das Einpumpen
von Lauge in den Plattendolomit stoppen, wenn die geltende
Einleitgenehmigung Ende 2011 endet.
Was
lässt sich zu den Plänen für eine Abwasser-Pipeline
sagen?
Für das Land Hessen und für den Runden Tisch ist sie die "finale
Lösung" – auch die K+S-Gesamtstrategie, so die jüngste
Stellungnahme aus Wiesbaden, zeige "keine belastbaren Alternativen" auf.
Jetzt wird um verlässliche Zusagen und Termine gepokert: Das
K+S-Papier spricht in Sachen Pipeline von "prüfen",
sogar von "realisieren" - wenn Voraussetzungen erfüllt
sind: ökologischer Sinn, politischer Konsens, Genehmigungen
für Bau und Betrieb, Bezahlbarkeit. Auch beim Kasseler Kalikonzern
weiß man, dass die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) weitere
Verbesserungen für die Gewässer fordert. Vor
der Sommerpause signalisierte K+S, man denke an eine
Realisierung
nicht erst bis
2027, sondern bis 2020.
Warum
fordert das Land eine Entscheidung in Sachen Pipeline bis zum
Frühjahr 2011?
Weil
Ende 2011 die Versenkgenehmigung für die noch rund ein
dutzend Brunnen in Hessen ausläuft. Da will
man im Umweltministerium und beim Regierungspräsidium
Kassel natürlich vorher wissen,
wohin die Reise gehen soll. Auch über Planungen
für
die Zeit nach 2020 will das Land gerne Verbindlicheres
erfahren.
Was
bedeutet die kritische Stellungnahme aus Wiesbaden für
den weiteren Weg der Dinge?
Das
Land geht davon aus, dass alle Mängel, Defizite und Unklarheiten
im nächsten Schritt beseitigt werden: Der Gesamtstrategie als
eher grobem Ausblick folgt ja nun die detaillierte Ausarbeitung in
einem Maßnahmenkonzept – dann spricht man sich wieder. |