"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 27.1.2009


Werra-Weser-Anrainerkonferenz:
"Runder Tisch nicht mehr nötig"

Walter Hölzel, Chef der Konferenz, im Interview: Wir wurden mit Vertrag überfahren

 

 

 

 

 

 

 

Kassel / Göttingen. Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP), den Hann. Mündener Landtagsabgeordneten Ronald Schminke (SPD) und die Werra-Weser-Anrainerkonferenz eint Misstrauen.

Auch die Bürgerinitiative "Rettet die Werra" und der Landesfischereiverband Hessen fragen sich: Macht der bis Montag geheime Vertrag, den die Länder Hessen und Thüringen mit dem Kasseler Düngerkonzern ausgehandelt haben, mit weit gehenden Absprachen am runden Tisch vorbei dessen Arbeit sinnlos? Wir sprachen mit Walter Hölzel, dem Vorsitzenden der Werra-Weser-Anrainerkonferenz.

Am Mittwoch soll am runden Tisch der Vertrag zwischen Hessen und Thüringen sowie K+S diskutiert werden. Details waren bis gestern geheim - das hat auch die Werra-Weser-Anrainerkonferenz alarmiert ...

Walter Hölzel: Der runde Tisch scheint nicht mehr nötig zu sein. Seine Arbeit sollte ja erst die Grundlage eines Vertrages zwischen K+S und den Ländern Hessen und Thüringen schaffen - bis Sommer 2009.

Warum dann die Eile?

Hölzel: Das wird man morgen sagen können - falls der runde Tisch den vollständigen Vertrag zu sehen bekommt. Wir vermuten aber, dass jetzt möglichst schnell Dinge festgeschrieben werden sollen, die später juristisch und politisch nicht mehr durchzusetzen wären. Das europäische Recht verlangt nämlich, dass alle Anrainer von Werra und Weser beteiligt und berücksichtigt werden - nicht nur Hessen, Thüringen und die K+S AG. Auch andere Länder, Kommunen und Wirtschaftsbetriebe haben das Recht, von und mit dem Fluss zu leben.

Andererseits haben sich die Probleme dadurch verschärft, dass ein Ende der Salzabwasser-Versenkung in Sicht ist. K+S muss die Hälfte seiner Abwässer anders loswerden ...

Hölzel: Was möglich ist, zeigt die Kaligrube Roßleben in Nordthüringen. Die soll wieder aufgemacht werden. Neben K+S hat sich dafür ein Konsortium unter Führung des israelischen ICL-Konzerns beworben. Dessen Betriebsplan für Roßleben zeigt, was technisch möglich und wirtschaftlich vernünftig ist. Stand der Technik bedeutet: Die Kali-Industrie kann ohne Salzlaugen und ohne Salzhalden produzieren und profitieren. Das ist der Maßstab, an dem wir uns orientieren können. Der runde Tisch hat diese Diskussion nicht führen wollen - jetzt gibt es für ihn nichts mehr zu tun.

Noch tagt er aber. Und dort dürfte auch ein HNA-Interview von Hans Brinckmann, dem Leiter des runden Tisches, für Diskussionen sorgen. Er hat angedeutet, dass statt schneller Besserung für Werra und Weser die Salzabwassereinleitung vielleicht sogar erhöht werden muss - eine Zeit lang, weil die Versenkung ausläuft.

Hölzel: Das könnte für eine Übergangsfrist akzeptiert werden, um Betriebsstilllegungen im Werrarevier zu vermeiden. Aber nicht auf der Grundlage des 360-Millionen-Euro-Pakets, das K+S ab 2015 angeboten hat. Dieses Konzept berücksichtigt nur einen Teil der Abwässer, aber nicht die Aufbereitungsverfahren. Im Gegenzug muss vielmehr der Stand der Technik umgesetzt werden - wie in Roßleben.

Was fordern Sie für die Werra-Weser-Anrainerkonferenz?

Hölzel: Vor allem anderen: Die Laugenversenkung muss sofort und vollständig eingestellt werden. K+S muss die nötigen Betriebsanlagen beantragen und bauen, die dem Stand der Technik entsprechen, damit baldmöglichst, spätestens bis 2015 die Einleitung von Salzlaugen in die Werra eingestellt werden kann. Dazu müssen auch Salzhalden abgetragen werden.

Von Wolfgang Riek