"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 17.7..2009

80 Prozent sind gechlort

Städtische Werke: Zustand des Wassernetzes ist nicht Ursache für Desinfektion

Von Göran Gehlen

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. Bei etwa 80 Prozent des Leitungswassers in Kassel wird Chlor zugesetzt. Dies bestätigen die Städtischen Werke in Kassel. Gleichzeitig widerspricht der Wasserversorger der Kasseler Bürgerinitiative "Unser Wasser gehört uns".

Die hatte vermutet, Ursache der Chlorbeigabe sei der schlechte Zustand des Kasseler Leitungsnetzes. In einem offenen Brief hatte die Bürgerinitiative die Zugabe von Chlor kritisiert und den Werken vorgeworfen, nicht ausreichend darüber zu informieren.

"Das Leitungsnetz ist in überwiegend gutem Zustand", sagt Heidi Hamdad, Pressesprecherin der Städtischen Werke. Durch die Zugabe von Chlor sollen Erreger abgetötet werden. Die Beimischung sei nicht außergewöhnlich, sondern werde durch die Trinkwasserverordnung vorgeschrieben.

Laut dem Umweltbundesamt handelt es sich dabei um eine so genannte technische Regel: Ob gechlort wird, liegt im Ermessen des Wasserversorgers. Verzichtet dieser jedoch darauf und jemand erkrankt, kann dies vor Gericht schlimme Folgen haben. Daher würden 50 Prozent des Leitungswassers in Deutschland gechlort, sagt Dr. Ingrid Chorus vom Umweltbundesamt.

Nicht nötig ist dieser Schritt dagegen bei Wasser aus Tiefbrunnen. Das Kasseler Wasser besteht jedoch zum Teil auch aus Oberflächen- und Quellwasser. Wie viel Chlor zugesetzt wird, regelt die Trinkwasserverordnung. Demnach liegt die Obergrenze bei 0,3 Milligramm pro Liter. Im Bereich von 0,1 Milligramm bewegt sich laut Hamdad der Chlorgehalt des Kasseler Wassers. Beim Verbraucher komme jedoch deutlich weniger an: "Das Chlor verflüchtigt sich, aus dem Wasserhahn kommen letztlich nur 0,01 bis 0,05 Milligramm."

Trotzdem wollen die Werke nach eigener Aussage in den nächsten Jahren den Anteil des Tiefbrunnenwassers erhöhen. 2011 soll der Anteil des Wassers, das nicht gechlort werden muss, bei 52 Prozent liegen.

Die Städtischen Werke setzen übrigens nicht als einziger Wasserversorger Chlor zu. Die Stadtwerke in Wolfhagen chloren zu 99 Prozent ihr Wasser, die Energie Waldeck-Frankenberg (EWF) nach eigenen Angaben so gut wie gar nicht. Hier komme allerdings das meiste Wasser auch aus Tiefbrunnen.