Kreis
Kassel. Der Kampf um Marktanteile für den Betrieb der
Stromnetze ab dem 1. Januar 2012 im Landkreis Kassel ist eröffnet.
Zu diesem Zeitpunkt können die Kommunen selbst wieder
die Verwaltung der Leitungen vom jetzigen Versorger E.on Mitte übernehmen.
Möglicherweise in Kooperation mit einem ganz anderen kommerziellen
Anbieter.
Etwa
den Städtischen Werken Kassel, die offensiv um die Gunst
der Kommunen werben.
Durchweg alle Energieversorger, die in der Region dafür in
Frage kämen, hätten bereits Interesse bekundet, berichtet
Baunatals Erste Stadträtin Silke Engler-Kurz. Die VW-Stadt
ist federführend in dem Prozess und gleichzeitig Sprecherin
einer Arbeitgemeinschaft, in der sich 20 von 29 Städten
und Gemeinden des Landkreises Kassel zusammengeschlossen haben.
Bevor
es zu Entscheidungen für oder gegen ein neues Modell
der Stromversorgung kommt, wollen die Mitglieder der AG es schwarz
auf weiß haben, ob sich der Griff auf die Versorgungsnetze
für sie rechnet. Deshalb haben sie bei einem Berliner Büro
ein Gutachten in Auftrag gegeben.
"Wir
wollen wissen: Was ist das Netz wert?", erläutert
Engler-Kurz. Dass die Kommunen künftig im Alleingang selbst
als Netzbetreiber auftreten, hält Engler-Kurz für unwahrscheinlich.
Ein erstes Gutachten, das bereits seit Mitte Mai vorliegt, rate
auch von dieser Variante ab. Möglich ist aber auch, dass sich
mehrere Kommunen zusammenschließen und gemeinsam Netze
betreiben. Mit oder ohne professionellem Partner aus der
Wirtschaft. Die Marburger
Stadtwerke etwa organisieren breits ihr Stromnetz erfolgreich
selbst.
Kommunen
wollen Einfluss
Auch
wenn das Ergebnis im Landkreis noch offen ist, stehen einige
Eckpunkte für Engler-Kurz schon fest. So sieht es nicht danach
aus, dass alles beim Alten bleibt, ein Generalversorger wie E.on
das Netz und die Ware Energie weiter anbieten wird. Vielmehr wollen
die Kommunen künftig den Fuß in der Tür
haben. Sie wollen selbst die Hand auf dem Lichtschalter
und der Gasuhr
haben und an der Preisschraube mitdrehen. Nach oben oder
nach unten.
Es
könne nicht sein, sagt Baunatals Vizebürgermeisterin,
dass Orte im ländlicheren Raum schlechter behandelt würden,
nur weil dort das Leitungsnetz nicht so dicht geknüpft sei.
Auch müssten Städte und Gemeinden, je nach
politischer Ausrichtung, die Chance haben, selbst mehr
erneuerbare Energieformen
einzusetzen.
Ergebnis
nach Sommerpause
Nach
der Sommerpause sollen die Ergebnisse des Büros Becker,
Büttner, Held vorliegen. Bis November sollten sich die Kommunen
weit gehend festgelegt haben, wer ihr Stromnetz künftig betreibt.
Zwei Jahre vor Ablauf der Konzessionsverträge, so Engler-Kurz,
müsse man die Marschrichtung nämlich
im Bundesanzeiger bekannt geben.
Hintergrund
Städtische Werke sind mit im Rennen
Mit
im Rennen um den Zuschlag für den Betrieb der Stromnetze
von E.on sind auch die Städtischen Werke Kassel. Diese
werben offensiv mit einer Broschüre bei den Kommunalpolitikern
der Region. Mit 35 Städten und Gemeinden hab man bisher
gesprochen, hieß es jetzt bei dem Kasseler Versorger.
In 150 Städten und Gemeinden aus Nord- und Mittelhessen,
Ostwestfalen, Südniedersachsen und Westthüringen
laufen bis 2012 die Konzessionsverträge für Strom-
und Gasnetze aus. (sok)
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