"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 11.6..2009


Landkreis Kassel

Kampf um Netze eröffnet

Engler-Kurz: Alle Energieversorger haben
Interesse an Kooperation angemeldet

Von Sven Kühling

 

 

 

 

 

 

 

Kreis Kassel. Der Kampf um Marktanteile für den Betrieb der Stromnetze ab dem 1. Januar 2012 im Landkreis Kassel ist eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt können die Kommunen selbst wieder die Verwaltung der Leitungen vom jetzigen Versorger E.on Mitte übernehmen. Möglicherweise in Kooperation mit einem ganz anderen kommerziellen Anbieter.

Etwa den Städtischen Werken Kassel, die offensiv um die Gunst der Kommunen werben.

Durchweg alle Energieversorger, die in der Region dafür in Frage kämen, hätten bereits Interesse bekundet, berichtet Baunatals Erste Stadträtin Silke Engler-Kurz. Die VW-Stadt ist federführend in dem Prozess und gleichzeitig Sprecherin einer Arbeitgemeinschaft, in der sich 20 von 29 Städten und Gemeinden des Landkreises Kassel zusammengeschlossen haben.

Bevor es zu Entscheidungen für oder gegen ein neues Modell der Stromversorgung kommt, wollen die Mitglieder der AG es schwarz auf weiß haben, ob sich der Griff auf die Versorgungsnetze für sie rechnet. Deshalb haben sie bei einem Berliner Büro ein Gutachten in Auftrag gegeben.

"Wir wollen wissen: Was ist das Netz wert?", erläutert Engler-Kurz. Dass die Kommunen künftig im Alleingang selbst als Netzbetreiber auftreten, hält Engler-Kurz für unwahrscheinlich. Ein erstes Gutachten, das bereits seit Mitte Mai vorliegt, rate auch von dieser Variante ab. Möglich ist aber auch, dass sich mehrere Kommunen zusammenschließen und gemeinsam Netze betreiben. Mit oder ohne professionellem Partner aus der Wirtschaft. Die Marburger Stadtwerke etwa organisieren breits ihr Stromnetz erfolgreich selbst.

Kommunen wollen Einfluss

Auch wenn das Ergebnis im Landkreis noch offen ist, stehen einige Eckpunkte für Engler-Kurz schon fest. So sieht es nicht danach aus, dass alles beim Alten bleibt, ein Generalversorger wie E.on das Netz und die Ware Energie weiter anbieten wird. Vielmehr wollen die Kommunen künftig den Fuß in der Tür haben. Sie wollen selbst die Hand auf dem Lichtschalter und der Gasuhr haben und an der Preisschraube mitdrehen. Nach oben oder nach unten.

Es könne nicht sein, sagt Baunatals Vizebürgermeisterin, dass Orte im ländlicheren Raum schlechter behandelt würden, nur weil dort das Leitungsnetz nicht so dicht geknüpft sei. Auch müssten Städte und Gemeinden, je nach politischer Ausrichtung, die Chance haben, selbst mehr erneuerbare Energieformen einzusetzen.

Ergebnis nach Sommerpause

Nach der Sommerpause sollen die Ergebnisse des Büros Becker, Büttner, Held vorliegen. Bis November sollten sich die Kommunen weit gehend festgelegt haben, wer ihr Stromnetz künftig betreibt. Zwei Jahre vor Ablauf der Konzessionsverträge, so Engler-Kurz, müsse man die Marschrichtung nämlich im Bundesanzeiger bekannt geben.

 

Hintergrund

Städtische Werke sind mit im Rennen

Mit im Rennen um den Zuschlag für den Betrieb der Stromnetze von E.on sind auch die Städtischen Werke Kassel. Diese werben offensiv mit einer Broschüre bei den Kommunalpolitikern der Region. Mit 35 Städten und Gemeinden hab man bisher gesprochen, hieß es jetzt bei dem Kasseler Versorger. In 150 Städten und Gemeinden aus Nord- und Mittelhessen, Ostwestfalen, Südniedersachsen und Westthüringen laufen bis 2012 die Konzessionsverträge für Strom- und Gasnetze aus. (sok)