"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 25.3.2009


Das Ende des Wassersparens

EU kritisiert hohen Verbrauch -
im Haushalt ist Sparpotenzial fast ausgeschöpft

Von Göran Gehlen

 

 

 

 

 

 

 

Kassel. 15 000 Liter Wasser braucht ein Europäer pro Tag. Dies hat die Europäische Umweltagentur (EEA) ermittelt. "Das ist zu viel", sagt die Behörde und ruft zum Wassersparen auf. In Kassel scheint das kaum nötig: Hier liegt man laut Städtischen Werken mit einem Schnitt von 130 Litern pro Kopf und Tag weit unter dem EU-Wert.

Doch der Eindruck täuscht: Auch die Kasseler sollten Wasser sparen - aber nicht unbedingt am heimischen Wasserhahn. Denn hinter den Angaben der Umweltagentur und den Zahlen aus Kassel stehen verschiedene Rechenmodelle.

Während die Städtischen Werke nur die Menge des an Haushalte und Kleingewerbe verkauften Wassers berechnen, legt die EEA auch den Wasserverbrauch der Landwirtschaft und Industrie auf die Bürger um.

Und der ist gewaltig: Verzehrt der Durchschnitts-Kasseler beispielsweise ein Hähnchenschnitzel, erhöht dies seinen Wasserverbrauch um das Vierfache. Laut Greenpeace sind zur Herstellung von 150 Gramm Hühnerfleisch nämlich 525 Liter nötig.

Wer Wasser sparen möchte, kann dies also beim Konsum effektiver tun. Am heimischen Hahn sei das Sparpotenzial dagegen langsam erschöpft, bestätigt Ingo Pijanka, Sprecher der Städtischen Werke. Ein Beleg dafür: Der Verbrauch in Kassel hat sich von 160 Liter pro Tag und Kopf im Jahr 1981 stark reduziert und sinkt seit 2004 nur leicht. "Wassersparen ist eine zweischneidige Sache", sagt Pijanka. Es entlaste zwar vordergründig die Geldbörse, tatsächlich aber seien 90 Prozent des Wasserpreises feste Kosten. Diese entstehen in jedem Fall, egal wie viel Wasser durch die Leitung fließt.

Hinzu kommt: Das Kasseler Wassernetz ist gemessen am heutigen Verbrauch teilweise überdimensioniert. In den 70er-Jahren waren die Planer von einem Pro-Kopf-Verbrauch von bis zu 200 Litern ausgegangen, viele Leitungen sind entsprechend groß gebaut.

"Und die müssen aufwändig gespült werden", sagt Pijanka. Aus Hygienegründen wird zusätzliches Wasser durch die Leitung geschickt. So entstehen Kosten, die sich allerdings nicht genau beziffern ließen.

Trotz solcher Probleme sollte man Wasser in Haus und Garten nicht maßlos verbrauchen, vor allem nicht warmes Wasser. Denn hier wird zusätzlich Energie verschwendet.

 

Liste der durstigen Produkte
 
 

Greenpeace hat eine Liste der durstigen Produkte erstellt, die viel Wasser bei der Produktion brauchen.

  • 22 Liter sind für die Herstellung eines Liters Orangensaft aus Konzentrat nötig.
  • Tomaten aus deutschen Gewächshäusern benötigen bis zur Reife 20 bis 30 Liter, südspanische Freilandtomaten über 40 Liter Wasser je Kilogramm.
  • 1 Kilogramm Rinderbraten zu produzieren, kostet 100 000 Liter Wasser, ein Kilogramm Brathähnchen 3500 Liter.
  • 10,33 Liter Wasser stecken in einer Kilowattstunde Strom aus Braunkohlekraftwerken. Bei Atomstrom sind es 8,1 Liter, Strom aus Erdgas benötigt 2,2 Liter pro Kilowattstunde. Wasser wird dabei zum Kühlen gebraucht.
  • Die Herstellung von Baby-Baumwollwindeln für zwei Jahre wickeln benötigt bis zu 150 000 Liter Wasser; zwei Jahre wickeln mit Einmalwindeln erfordert 15 000 Liter Wasser.
  • Pro Kilogramm Reis sind 1900 Liter Wasser nötig.
  • Ein Kilogramm Kartoffeln braucht 500 Liter Regenwasser.

(gör)

Greenpeace-Liste