Kassel. 15 000 Liter Wasser braucht ein Europäer pro Tag. Dies hat
die Europäische Umweltagentur (EEA) ermittelt. "Das
ist zu viel", sagt die Behörde und ruft zum Wassersparen
auf. In Kassel scheint das kaum nötig: Hier liegt man laut
Städtischen Werken mit einem Schnitt von 130 Litern pro
Kopf und Tag weit unter dem EU-Wert.
Doch
der Eindruck täuscht: Auch die Kasseler sollten Wasser
sparen - aber nicht unbedingt am heimischen Wasserhahn. Denn
hinter den Angaben der Umweltagentur und den Zahlen aus Kassel
stehen
verschiedene Rechenmodelle.
Während die Städtischen Werke nur die Menge des an Haushalte
und Kleingewerbe verkauften Wassers berechnen, legt die EEA auch
den Wasserverbrauch der Landwirtschaft und Industrie auf die Bürger
um.
Und
der ist gewaltig: Verzehrt der Durchschnitts-Kasseler beispielsweise
ein Hähnchenschnitzel, erhöht dies seinen Wasserverbrauch
um das Vierfache. Laut Greenpeace sind zur Herstellung von 150
Gramm Hühnerfleisch nämlich 525 Liter nötig.
Wer
Wasser sparen möchte, kann dies also beim Konsum effektiver
tun. Am heimischen Hahn sei das Sparpotenzial dagegen langsam erschöpft,
bestätigt Ingo Pijanka, Sprecher der Städtischen Werke.
Ein Beleg dafür: Der Verbrauch in Kassel hat sich von 160
Liter pro Tag und Kopf im Jahr 1981 stark reduziert und sinkt seit
2004 nur leicht. "Wassersparen ist eine zweischneidige Sache",
sagt Pijanka. Es entlaste zwar vordergründig die Geldbörse,
tatsächlich aber seien 90 Prozent des Wasserpreises feste
Kosten. Diese entstehen in jedem Fall, egal wie viel Wasser durch
die Leitung fließt.
Hinzu
kommt: Das Kasseler Wassernetz ist gemessen am heutigen Verbrauch
teilweise überdimensioniert. In den 70er-Jahren waren die
Planer von einem Pro-Kopf-Verbrauch von bis zu 200 Litern ausgegangen,
viele Leitungen sind entsprechend groß gebaut.
"Und
die müssen aufwändig gespült werden", sagt
Pijanka. Aus Hygienegründen wird zusätzliches Wasser
durch die Leitung geschickt. So entstehen Kosten, die sich allerdings
nicht genau beziffern ließen.
Trotz
solcher Probleme sollte man Wasser in Haus und Garten nicht maßlos verbrauchen, vor allem nicht warmes Wasser. Denn hier
wird zusätzlich Energie verschwendet.
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