"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA 4.9.2009

Werrasalz eint den Landtag

Hessen setzt auf Rohrleitung - Niedersachsen mauert - Thüringen braucht Sofortlösung

 

Von Petra Wettlaufer und Wolfgang Riek

 

 

 

 

 

 

 

 

Wiesbaden. So viel Einigkeit wie inzwischen beim Thema Werra-Versalzung erlebt man im Landtag selten. Auch die Opposition begrüßte am Donnerstag im Umweltausschuss ausdrücklich die deutlichen Worte des Umweltministeriums gegenüber dem Kasseler Kalikonzern K+S.

Umweltministerin Silke Lautenschläger (CDU) sagte im Ausschuss, die K+S-Vorschläge für den künftigen Umgang mit dem Grundwasser gefährdenden Abwässern des Kalibergbaus reichten längst nicht aus.

Hintergrund: Die Abwässer gehen je zur Hälfte in die Werra und in tiefe Gesteinsschichten. Diesen zweiten Weg will das Land nicht über 2011 hinaus genehmigen. K+S möchte daran festhalten - allerdings nicht nur Lauge einlagern, sondern bei hoher Wasserführung der Werra auch zurückpumpen und in den Fluss einleiten.

Bei den Vorschlägen von K+S sei die praktische Umsetzung überhaupt noch nicht nachgewiesen, so die Ministerin. Auf keinen Fall könne es so gehen, dass K+S sage, man probiere mal etwas und sehe dann weiter. (wet/wrk)

 

 

Hessen

Mit dem Runden Tisch zur Werraversalzung wird in Hessen ein transparentes Verfahren getestet, um ökologische wie ökonomische Interessen auf dem Weg zur Entsalzung der Werra möglichst unter einen Hut zu bringen. Die für November erwartete Empfehlung des Gremiums läuft auf eine Pipeline zur Nordsee hinaus. Sie würde die Abwässer aus den Werken an Werra und Weser vorbei direkt ins Meer leiten. Auch die riesigen Halden aus festem Abfallsalz, die noch Jahrhunderte liegen werden und aus denen jeder Regen Salzwasser wäscht, könnten so entsorgt werden. K+S will seine Abwässer für 360 Mio. Euro durch geänderte Produktion halbieren - es blieben dann noch sieben Millionen Kubikmeter pro Jahr. Hessen drängt auf die Pipeline - möglichst bald.

Niedersachsen

Von Löhnen, Steuern und Aufträgen, mit denen der Werra-Kalibergbau Geld nach Nordhessen und Westthüringen spült, hat Niedersachsen nichts. Es hat aber nicht zu knapp an Schäden, die das Kaliabwasser in der Weser und im Mittellandkanal an Wasserbauwerken und Schiffen durch Korrosion anrichtet. Auch Fischerei und Trinkwasserversorgung leiden. Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) sperrt sich vehement gegen die Nordsee-Pipeline. K+S müsse eine Lösung vor der eigenen Haustür suchen, sagte Sander am Mittwoch. Das sieht die SPD-Opposition im Landtag ähnlich: Mehr moderne Technik im Kalibergbau solle den Rohstoff aus der Tiefe besser ausbeuten. Das sichere Jobs und spare Abwässer. Nein zur Pipeline fordert auch die SPD.

Thüringen

Das Kalilaugenproblem quält Thüringen am ärgsten. Im Werk Unterbreizbach (dem letzten aus DDR-Kalitagen an der Werra) fällt extrem hartes Abwasser an. Das darf nicht einfach so in die Werra. Versenkung ist in Thüringen aber längst verboten, in seiner Abwassernot hat das Land das Volllaufenlassen von Teilen der alten Grube Springen genehmigt. Keine Dauerlösung - K+S will nun die Thüringer Lauge per Rohr nach Hessen pumpen und dort versenken. Dieser "Export" ist Teil des Gesamtpakets, hinter das Hessen seine Fragezeichen setzt. Ohne hessisches Ja muss thüringische Lauge drüben bleiben. Kein Wunder, dass der Erfurter Umwelt-Staatssekretär Stefan Baldus bei K+S einen Plan B vermisst. Thüringen läuft die Zeit weg - es braucht die Sofortlösung.