Kassel.
Nach dem Willen von SPD und Grünen soll schon bald
eine Bürgerbeteiligung an den Städtischen Werken Kassel
aufgelegt werden. Die Rathaus-Fraktionen beider Parteien haben
dazu einen Antrag in die Stadtverordnetenversammlung eingebracht.
Danach solle der Magistrat prüfen, inwieweit eine Bürgerbeteiligung
zum Beispiel über eine Genossenschaft möglich wäre.
Über die Kasseler Verkehrs- und Versorgungs-GmbH (KVV) hält
die Stadt bisher 75,1 Prozent an den Städtischen Werken. Dies
soll nach den Vorstellungen von SPD und Grünen unverändert
bleiben. Reduzieren würde sich dann der restliche Anteil,
der derzeit noch Vattenfall gehört. Allerdings plant der Energiekonzern
seine 24,9-Prozent-Beteiligung an den Städtischen Werken zu
verkaufen. Derzeit laufen Verhandlungen mit Interessenten. Dabei
hat die Stadt Kassel ein Mitspracherecht. Offizielle Stellungnahmen
zum Stand der Verhandlungen geben derzeit weder Vattenfall noch
die Stadt ab.
Dem Vernehmen nach gilt die frühere E.on-Tochter Thüga
als Favorit. Thüga gehört heute einem Konsortium aus
mehreren kleinen Stadtwerken sowie den Regionalversorgern Enercity
aus Hannover , Mainova aus Frankfurt sowie N-Ergie aus Nürnberg
. Weitere Interessenten sollen E.on Mitte und der Darmstädter
Versorger HSE sein.
Laut
Grünen-Fraktionschef Gernot Rönz bietet der Verkauf
des Vattenfall-Anteils eine gute Gelegenheit, die Bürgerbeteiligung
auf den Weg zu bringen. Er wünsche sich, dass Teile der 24,9-Prozent-Beteiligung
wieder in Kasseler Hände kommen. Der finanzielle Spielraum
der Stadt reiche dafür aber nicht.
Eine
Beteiligung stärke die Bindung der Bürger zu ihrem
Energieversorger, sagte Harry Völler für die SPD . Das
sei ein guter Weg, sich von großen Konzernen zu lösen
und die Energieversorgung zu kommunalisieren.
Hintergrund
"Energie in Bürgerhand"
In Freiburg
hat sich vor etwas mehr als einem Jahr eine Genossenschaft
namens "Energie in Bürgerhand" (EiB)
gegründet.
Ziel der Initiatoren
ist es, Anteile an der früheren
Eon-Tochter Thüga zu kaufen. Das Unternehmen hält
Beteiligungen an zahlreichen Stadtwerken und ist damit
Deutschlands fünftgrößter Energieversorger. "Mit
einer Beiteiligung von drei bis zehn Prozent verspricht
sich die EiB zwar keinen großen Einfluss, aber doch
immerhin genug Relevanz, um nicht ungehört zu bleiben",
heißt es auf der Internetseite der Genossenschaft.
Bis
Ende April 2010 hätten sich bereits 5000 Bürger
mit einem Kapital von 27 Millionen Euro eingebracht, das
sie auf Treuhandkonten legten. Derzeit werde der Einstieg bei der Thüga in intensiven
Gesprächen mit dem Vorstand vorbereitet. (clm)
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