Kassel.
Nach dem Willen von Vattenfall soll der Verkauf des Anteils an
den Städtischen Werken Kassel noch in diesem Jahr über
die Bühne gehen. Denn ab 2011 könnte alles anders und
damit auch schwieriger werden.
Die Bundesnetzagentur verlangt
von den Städtischen Werken,
Netz und Vertrieb ab dem 1. Januar zu entflechten. Dazu müssen
neue Gesellschaften gegründet werden, was den Verkauf des
24,9-prozentigen Anteils von Vattenfall verkomplizieren könnte.
Eine
weitere Unbekannte für potenzielle Anteilseigner ist
der laufende Konflikt der Werke mit der Landeskartellbehörde über
die Wasserpreise. Die Wettbewerbshüter sind der Ansicht, dass
die Verbraucher in Kassel und Vellmar zu viel für ihr Wasser
zahlen müssen. Die Städtischen Werke bestreiten das.
Sollten
die Kartellwächter weiter auf niedrigeren Preisen
beharren, dürfte die Wasserversorgung aus den Werken herausgelöst
und in einen Eigenbetrieb umgewandelt werden. Ähnlich wie
bei der Müllentsorgung würden dann Gebühren erhoben,
die vom Regierungspräsidium und nicht mehr von der Kartellbehörde
geprüft würden. Derzeit laufen die Verhandlungen
noch. Ausgang offen.
Ohne
die Wasserversorgung würden sich auch Umsatz und Gewinn
der Werke ändern. Gerade auf den Profit haben es Investoren
abgesehen, die dem Energiekonzern Vattenfall seinen Anteil abkaufen
wollen. Dem Vernehmen nach gilt das Stadtwerke-Konsortium Thüga
als Favorit bei den Verhandlungen. Offiziell bestätigt das
aber keiner der Beteiligten. Auf Anfragen antworten alle nur: „Kein
Kommentar.“
In
den vergangenen Jahren lag der Gewinn der Städtischen Werke
bei etwa 16 Millionen Euro. Knapp ein Viertel davon landete
bisher bei Vattenfall.
Bei
einer Bürgerbeteiligung, wie sie SPD und Grüne jetzt
vorschlagen, würde sich dieser Anteil am Gewinn für einen
neuen Anteilseigner verkleinern. Ein Einstieg würde nicht
gerade attraktiver für mögliche Investoren. SPD und Grüne
sehen darin kein Problem. In anderen Städten gebe es bereits
Erfahrungen mit Bürgerbeteiligungen an kommunalen Energieversorgern,
argumentiert Harry Völler, umweltpolitischer Sprecher
der SPD-Fraktion. Und ein Investor mit kommunalem Hintergrund
gilt
im Kasseler Rathaus als neuer Wunschpartner.
Besonders
Andreas Helbig, Vorstandschef der Städtischen Werke,
schätzt es, einen Gesellschafter zu haben, der etwas vom komplexen
Energiegeschäft versteht. „Es ist gut, wenn ein kompetenter
Partner mit im Boot ist“, ließ er mitteilen.
Das
heiße aber nicht, dass er eine Bürgerbeteiligung
ablehne. Im Gegenteil: Er halte viel davon, so Helbig. Insbesondere
bei Investitionen in Projekte der erneuerbaren Energien seien Bürgerbeteiligungen
sehr interessant.
|