Kassel. Der
Kasseler Entwässerungsbetrieb
(KEB) könnte bald auch für die Trinkwasserversorgung
der Stadt zuständig sein. Diesen Plan verfolgt eine städtische
Projektgruppe.
Stadtwerke,
Kämmerei und KEB arbeiten unterstützt von Unternehmensberatern
und Rechtsanwälten seit Wochen fieberhaft an dem Plan, die Landeskartellbehörde
auszutricksen.
Man
suche nach einer Lösung, das Wasser-Geschäft zwar bei
den Stadtwerken zu belassen, die Abrechnung des Wasserverbrauchs
der Bürger aber künftig über Gebühren vom städtischen
Eigenbetrieb KEB erledigen zu lassen, erklärte Kassels Umweltdezernent
Joachim Lohse während der jüngsten Sitzung des Stadtverordneten-Ausschusses
für Umwelt und Energie.
Ob
der Magistrat demnächst tatsächlich den Stadtverordneten
vorschlägt, die bisher privatrechtlich organisierte Wasserversorgung
in der Stadt künftig nach öffentlichem Recht zu gestalten,
dazu konnte Lohse noch keine Aussage treffen.
Preis
soll um ein Drittel fallen
Im
April 2008 hatte die Landeskartellbehörde den Stadtwerken
eine Verfügung zugestellt, die Wasserpreise in Kassel
um 37 Prozent zu senken. Die Werke wehrten sich vor Gericht
unter anderem
mit dem Hinweis, dass Preisvergleiche mit wesentlich kleineren
Wasserversorgungsbetrieben wegen unterschiedlicher Bedingungen
nicht anwendbar seien.
Doch
der Bundesgerichtshof entschied im Februar 2010 in einem ähnlichen
Verfahren der Stadt Wetzlar, dass grundsätzlich alle Wasserversorger
vergleichbar seien. Jetzt wird bei den Stadtwerken und im Rathaus
damit gerechnet, dass man mit der Beschwerde gegen die Landeskartellbehörde
beim Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt endgültig
abblitzt.
Ob
die Städtische Werke AG den Wasserpreis dann tatsächlich
drastisch senken muss, ist aber noch nicht abzusehen. Die Kartell-Verfügung
war bis Ende 2009 befristet. Ob und wann diese Verfügung erneuert
wird, steht dahin. Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen
(SPD) hat aus Wiesbaden vernommen, dass das Kartellverfahren derzeit
dort erneut überdacht werde.
Der
wahrscheinliche Grund: Die Stadtwerke müssten bei einer
Preisreduzierung um 37 Prozent auf rund acht Millionen Euro Einnahmen
jährlich verzichten und wären faktisch umgehend pleite.
Dieses Schicksal könnte auch weitere Wasserversorger in Hessen
treffen, was kaum im Interesse der Landesregierung sein dürfte.
Darauf
machte in der Ausschusssitzung auch SPD-Stadtverordneter Harry
Völler aufmerksam: „Das Vorgehen in Hessen halte ich für
sehr gefährlich - zum Schaden der kommunalen Wasserversorgung.“
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