"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

Auszüge aus HNA 27.2.2013

Interview:
Stadtforscher Jens Libbe (Deutsches Institut für Urbanistik)
über die neuen EU-Pläne für den Wassermarkt
"Private wollen Rendite"

 

 

 

 

 

 

 

 

Plant die EU eine Zwangsprivatisierung des Wassermarktes?

"Der Vorschlag sieht vor, dass eine Stadt, an deren Wasserversorger ein privates Unternehmen beteiligt ist, die Konzessionen für die Wasserversorgung ausschreiben muss. (...)"

Gilt das auch für Stadtwerke, die außer Wasser auch Strom und Gas anbieten?

"Die städtische Wasserversorgung ist häufig Teil eines Stadtwerks. Gerade Stadtwerke sind jedoch nicht selten (...) teilprivatisierte Unternehmen, weshalb hier die neue Konzessionsrichtlinie greifen würde: Es müsste ausgeschrieben werden. (...) Vor wenigen Tagen hat nun EU-Binnenmarkt-Kommissar Barnier einen Rückzieher gemacht und mitgeteilt, dass (...) die Wasserversorgung getrennt beurteilt werden soll.

Sofern die Trinkwasserversorgung auf das Stadtgebiet begrenzt wird, soll weder eine europaweite Ausschreibung noch eine Abtrennung aus dem Stadtwerk notwendig sein (...) ."

Warum beteiligen sich private Konzerne gern an öffentlichen Betrieben?

" (...) Für die privaten Konzerne ist dies insofern interessant, als bei kommunalen Unternehmen eine hohe Kundenbindung existiert und damit ein lukrativer Markt vorhanden ist."

Welche Auswirkungen für den Endkunden hat die Beteiligung eines Privaten an der Wasserversorgung?

"In dem Moment, wo ein Privater beteiligt ist, hat er auch eine Renditeerwartung. In Berlin gab es eine Teilprivatisierung und (...) da lag die versprochene Rendite bei rund sieben Prozent - mit entsprechenden Wirkungen auf den Wasserpreis."

(...)
Stimmt es, daß die Kommunen die Ausschreibungen so gestalten könen, dass private Unternehmen gar keine Chance haben, zu gewinnen?

"Das können sie so ganz sicher nicht, wollen sie nicht gegen Recht und Gesetz verstoßen. (...)"

(...)


Hintergrund
Göttingen und Hersfeld müsseten ausschreiben, Kassel und Melsungen nicht
 

Sollte die neue Ausschreibungsrichtlinie für die Wasserversorgung in der EU in Kraft treten, würde sich für (...) Kassel nichts ändern. Seit 1. April 2012 kümmert sich dort der stadteigene Betrieb Kassel-Wasser um die Wasserversorgung. (...) Gleiches gilt für Melsungen.

Anders sieht es (...) in Göttingen aus. Dort kommt das Wasser von der Stadtwerke AG. Das private Unternehmen Eon-Mitte ist hier mit 48,9 Prozent beteiligt. (...) Ähnliches gilt unter anderem auch für Bad Hersfeld.
(jal)