"Unser Wasser- Kassel"
Initiative Bürgerbegehren gegen die Privatisierung von Wasser in der Region

HNA Beilage, 25.10.2007


Sicherung der Wasserqualität
Wasserversorgung in der Altstadt
(Teil II)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der erste Teil zum Thema Wasserversorgung in der Altstadt handelte von den Brunnen sowie einem Versorgungssystem mit offenen Rinnen, den so genannten Druseln, die das Wasser in alle Straßen leitete. Die Fortsetzung greift die Problematik der Wasserqualität auf und schildert die Entwicklung bis zur modernen Wasserver- und -entsorgung.

"Der gesamte Druselgraben vor der Stadt wurde zwar einmal im Jahr gereinigt, aber die Wasserqualität stellte immer ein Problem dar", erzählt Dipl.Ing. Christian Presche. "Die Wahlershäuser und Wehlheider trieben ihre Schweine in den Graben. Schafgerippe und Lumpen wurden darin gefunden; man wusch sich und badete im Druselwasser, und die Müller in Wahlershausen bauten immer wieder ihre Abtritte über die Drusel."

Auch in der Stadt selbst gab es Verschmutzungsprobleme. Später wurde ein Teil des Druselgrabens direkt vor der Stadt in einen Kanal gelegt und mit Steinplatten abgedeckt. In der Stadt floss das Druselwasser etwa ab dem späten 17. Jahrhundert durch Eisenrohre. An mehreren Stellen gab es Reinigungskammern mit Filtern. Über die ganze Stadt waren kostenlose Laufbrunnen verteilt, die so genannten Freizaiten. Sie wurden, genau wie die Brunnen, an Festtagen geschmückt. Das Wort "Zaite" bezeichnete eigentlich die Schnauze eines Gefäßes. Die Zaitenstöcke waren meist durchbohrte Holzsäulen, an einigen besonderen Standorten wurden im frühen 19. Jahrhundert aber auch steinerne Zaitenstücke aufgestellt. Zuletzt verwendete man Gusseisen.

Durch die Straßengassen wurde regeömäßig Wasser geleitet, um Schmutz und Unrat in die Fulda zu spülen. Dies geschah um das Jahr 1692 nur am Mittag und in der Nacht, während das Wasser in der übrigen Zeit die landgräfliche Steinschleiferei am Stadtschloss antrieb. Weil nach dem Jahr 1688 die Oberneustadt zusätzlich mit Wasser versorgt werden musste, leitete man ab dem Jahr 1733 außer dem Druselwasser auch die Schuppachsquelle aus Kirchditmold in den Druselgraben. Nun flossen etwa 3500 Kubikmeter Wasser pro Tag in die Altstadt. Das Rohrsystem hatte, ausgenommen der Zweigleitungen zu Privathäusern und öffentlichen Gebäuden, eine Gesamtlänge von über neun Kilometern. Bis zum Jahr 1905 gab es die Druselleitungen noch als Brauchwasserzufuhr. Seit den Jahren 1870 bis 1872 wird die Altstadt durch eine neue Leitung aus Nieste mit Trinkwasser versorgt. In dieser Zeit entstand auch eine moderne Kanalisation in Kassel. Um das Jahr 1900 war das damalige Stadtgebiet weitgehend erschlossen. (kre)