Der
erste
Teil zum Thema Wasserversorgung in der Altstadt handelte
von den Brunnen sowie einem Versorgungssystem mit offenen Rinnen,
den so genannten Druseln, die das Wasser in alle Straßen leitete.
Die Fortsetzung greift die Problematik der Wasserqualität auf
und schildert die Entwicklung bis zur modernen Wasserver- und
-entsorgung.
"Der
gesamte Druselgraben vor der Stadt wurde zwar einmal im Jahr
gereinigt, aber die Wasserqualität stellte immer ein Problem
dar", erzählt Dipl.Ing. Christian Presche. "Die Wahlershäuser
und Wehlheider trieben ihre Schweine in den Graben. Schafgerippe
und Lumpen wurden darin gefunden; man wusch sich und badete im
Druselwasser, und die Müller in Wahlershausen bauten immer wieder
ihre Abtritte über die Drusel."
Auch
in der Stadt selbst gab es Verschmutzungsprobleme. Später wurde
ein Teil des Druselgrabens direkt vor der Stadt in einen Kanal
gelegt und mit Steinplatten abgedeckt. In der Stadt floss das
Druselwasser etwa ab dem späten 17. Jahrhundert durch Eisenrohre.
An mehreren Stellen gab es Reinigungskammern mit Filtern. Über
die ganze Stadt waren kostenlose Laufbrunnen verteilt, die so
genannten Freizaiten. Sie wurden, genau wie die Brunnen, an Festtagen
geschmückt. Das Wort "Zaite" bezeichnete eigentlich die Schnauze
eines Gefäßes. Die Zaitenstöcke waren meist durchbohrte Holzsäulen,
an einigen besonderen Standorten wurden im frühen 19. Jahrhundert
aber auch steinerne Zaitenstücke aufgestellt. Zuletzt verwendete
man Gusseisen.
Durch
die Straßengassen wurde regeömäßig Wasser geleitet, um Schmutz
und Unrat in die Fulda zu spülen. Dies geschah um das Jahr 1692
nur am Mittag und in der Nacht, während das Wasser in der übrigen
Zeit die landgräfliche Steinschleiferei am Stadtschloss antrieb.
Weil nach dem Jahr 1688 die Oberneustadt zusätzlich mit Wasser
versorgt werden musste, leitete man ab dem Jahr 1733 außer dem
Druselwasser auch die Schuppachsquelle aus Kirchditmold in den
Druselgraben. Nun flossen etwa 3500 Kubikmeter Wasser pro Tag
in die Altstadt. Das Rohrsystem hatte, ausgenommen der Zweigleitungen
zu Privathäusern und öffentlichen Gebäuden, eine Gesamtlänge
von über neun Kilometern. Bis zum Jahr 1905 gab es die Druselleitungen
noch als Brauchwasserzufuhr. Seit den Jahren 1870 bis 1872 wird
die Altstadt durch eine neue Leitung aus Nieste mit Trinkwasser
versorgt. In dieser Zeit entstand auch eine moderne Kanalisation
in Kassel. Um das Jahr 1900 war das damalige Stadtgebiet weitgehend
erschlossen. (kre)
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